10. Ein aufschlussreiches Gespräch im Park

Wir trafen gerade rechtzeitig bei Sonnenuntergang im Speisesaal ein. Alle Pagen sassen schon am Tisch und unterhielten sich ganz angeregt. Als sie mich sahen, verstummten die Gespräche. Ich fühlte mich wie eine Aussenseiterin und nur Sereina lächelte mir aufmunternd zu. Offensichtlich hatte Cal schon entsprechend Stimmung gegen mich gemacht. Gestern Abend hatte ich das Gefühl, dass Amir und Trisha neugierig waren, heute wirkten sie etwas frostiger.

Ich setzte mich auf meinen Stuhl und Socks sprang auf meinen Schoss. Das wurde mit einem missbilligenden Ausatmen von Cal zur Kenntnis genommen, aber er sagte nichts. Elara tauchte auf und ich bestellte wieder Huhn für Socks und fragte nach Brot und Käse für mich.

Ein langer Tag lag hinter mir und ich hätte gedacht, dass ich hungriger wäre, aber die kühle Stimmung am Tisch schlug mir mehr auf den Magen als gedacht.

Langsam kamen die Gespräche wieder in Gang und die Pagen unterhielten sich über ihren Tag, der mit Schwertkampf-Training und Studien angefüllt war. Wie sollte ich all das Wissen aufholen? Ich hatte noch nicht einmal den Hauch einer Ahnung über Tarcania, kaum Wissen über Tarot und wer weiss, was ich noch alles lernen sollte. Ja, Leonora hat etwas von einer Ausbildung erwähnt, sobald meine Ausrüstung vollständig war und dann war noch die angekündigte Reise durch Tarcania. Ich fühlte mich überfordert, hing meinen Gedanken nach und kaute ziemlich lustlos auf meinem Brot herum.

So aufregend ich Tarcania bei meiner Ankunft gefunden habe, nun fühlte ich eine bleierne Schwere. Ich wollte eigentlich nur nach Hause, aber das war im Moment unmöglich. Ich musste mich fügen und meine Aufgabe hier erfüllen, was auch immer das sein sollte. Vorher würde ich nicht nach Hause zurückkehren, das hatte Leonora unmissverständlich klar gemacht. Und dass ich auch irgendwie mit den anderen Pagen zurechtkommen müsste. Ich fragte mich, was die grössere Herausforderung sein würde.

Irgendwann war ich endlich fertig und hatte kaum mitbekommen, dass alle Pagen bis auf Sereina gegangen waren.

„Komm, lass uns einen ruhigen Ort suchen und ich erzähle dir ein wenig über die Königreiche und die Pagen, damit du uns etwas besser verstehst.“ Sereina stand auf und zog mich mit sich. Ich hatte eigentlich gar keine Lust auf ein Gespräch, aber sie war immer nett zu mir und ich wollte sie nicht vor den Kopf stossen. Also ging ich mit. Wir gingen schweigend durch verschlungene Gänge und Arkaden, bis wir zu einem Pavillon in einem Park kamen. Er war rund, von Efeu überwuchert und wirkte sehr verwunschen. Ich wollte schon darauf zusteuern, aber Sereina zog mich lachend weiter. „Nein, hier hätten wir sicher keine Ruhe, denn das ist ein beliebter Treffpunkt für Pärchen, sogar aus der Stadt, wenn sie mutig genug sind, um sich auf das Geländer der Gilde zu trauen.“

Springbrunnen im Park

Ein paar Minuten später kamen wir zu einem kleinen Springbrunnen. Das Wasser plätscherte fröhlich in das steinerne Becken und daneben war eine Steinbank. „Hier haben wir unsere Ruhe und durch das Geplätscher ist es auch schwierig zu hören, was ich dir erzählen will. Keine Angst, ich verrate dir keine Geheimnisse, aber es muss ja nicht jeder mitbekommen, dass du noch nicht viel über uns weisst.“ Sereina setzte sich und ich mich neben sie. Es konnte ja nicht schaden…

„Wie du schon mitbekommen hast, besteht Tarcania aus der Stadt Tarcania, in der wir uns gerade befinden und den vier Königreichen. Tarcania hat eigentlich eine Stadtregierung, aber die wahre Macht liegt bei der Gilde und damit bei Leonora als Gilde-Meisterin, den Archontes und Archontinnen. Das sind die Oberhäupter der einzelnen Lehrstühle. Du wirst in deiner Ausbildung sicher einige davon kennenlernen, je nachdem, was Leonora für notwendig hält. Sie selbst ist als Gilde-Meisterin die Archontin des Tarot.

Ich denke, du wirst wahrscheinlich auch Enar, den Archonten der Elemente, Meridis, den Archonten der Numerologie und Thaela, die Archontin der Geschichte der Tarocciari kennenlernen.

Es gibt noch Lysar, den Archonten der Astrologie, Isera, die Archontin der Naturmagie, Tharon, den Archonten der zeremoniellen Magie, Myrella, die Archontin der Kräuterkunde und noch ein paar Nebengebiete wie Symbolik, Mystik und so weiter, aber das sind Bereiche, die noch nicht einmal den Rittern offenstehen, sondern nur den Königinnen und Königen der Reiche.

Lysar ist übrigens der Vertreter von Leonora, wenn sie auf Reisen ist oder sich für mehrere Wochen für ihre Studien zurückzieht. Tarot ist kein Wissen, das du einfach so erwirbst. Es braucht viel Zeit, die Karten zu durchdringen, sie zu fühlen, sie zu erleben und zu verinnerlichen. Die Grundprinzipien wirst du schnell lernen, genau wie die Grundlagen der anderen Bereiche, aber es bedarf einen langen Studiums, um sie wirklich zu verstehen.“

Ich seufzte – ich und mein Namensgedächtnis und die Namen waren für mich alles andere als einfach zu merken. Sereina grinste. „Du schaffst es schon. Je nachdem, aus welchem Königreich wir kommen, sind diese Namen auch für uns ungewöhnlich.“

Doch bevor wir zu Bett gehen, will ich dir noch etwas über die vier Königreiche und die Pagen erzählen.

Wir Pagen stehen in der Hofhierarchie ganz unten. Über uns stehen die Ritter, dann die Königinnen und die Könige. Auch wenn wir alle von königlichem Blut sind, haben wir in der Gilde kaum Privilegien. Die einzigen sind, dass wir einen eigenen Tisch haben, von den Achontes direkt unterrichtet werden und dann, nach unserer Ausbildung, durch alle Königreiche reisen. Wie du gesehen hast, werden in der Gilde auch andere talentierte junge Frauen und Männer unterrichtet. Nach ihrer Grundausbildung spezialisieren sie sich. Wir dagegen müssen viel mehr lernen.“

„Aha, ich verstehe,“ sprang ich dazwischen, „daher ist Cal sauer. Ich bin eine normale junge Frau, komme aus keinem Königshaus, sondern aus der Aussenwelt und soll auch noch die Auserwählte sein. Leonora setzt mich zu euch an den Tisch und er fühlt sich irgendwie bedroht oder herausgefordert.“ Sereina nickte. „Genau. Einige Pagen bilden sich ziemlich was auf ihre Herkunft ein und fühlen sich als etwas Besseres. Das ist aber nicht im Geist von Tarcania. Ich bin sicher, mit der Zeit wird dich Cal respektieren und die anderen beiden, Amir und Trisha, sind auch neu hier. Sie lassen sich noch beeinflussen und halten sich an das Bekannte. Mach ihnen keinen Vorwurf.“ Ich schüttelte den Kopf.

Stadt in den Wolken

„Lass mich dir noch ein wenig über die Königreiche erzählen, damit du einen kleinen Überblicke bekommst.“ setzte sie fort. „Im Osten liegt Sapiaria mit der Hauptstadt Vindgard. Das Besondere ist, dass manche Orte auf fliegenden Inseln liegen. Doch der meiste Teil des Landes ist ziemlich bergig und ständig bläst ein kühler Wind. Manche Gipfel sind das ganze Jahr von Schnee und Eis bedeckt Das hat natürlich auch Einfluss auf die Menschen. Sie sind sehr klar, sehr direkt, sehr ehrlich, sehr logisch und manchmal auch ein wenig arrogant. Sie sind die Denker von Tarcania und wenn du anfängst, mit ihnen zu diskutieren, dann solltest du dich wirklich gut vorbereiten, denn sonst setzen sie dich ausser Gefecht, wie ein Skorpion, der schnell und präzise zusticht. Es ist nicht leicht, sie für dich zu gewinnen, aber das hast du ja schon gemerkt.“

Ich grinste, aber ich dachte bei mir, dass Sapiaria wahrscheinlich nicht mein bevorzugtes Königreich sein wird. Ich mochte keine Berge und auch keinen Schnee. Das war einer der wenigen Punkte, die ich auch an meiner Heimat nicht wirklich mochte.

Stadt in Wüste

„Im Süden liegt Salahara mit der Hauptstadt Saffirah. Dort ist es heiss, staubig und ein grosser Teil des Landes besteht aus Wüste oder Steppe. Die Menschen sind sehr leidenschaftlich, aber auch schnell reizbar. Sie lieben ihre Freiheit und das Abenteuer. Manchmal handeln sie schneller als sie denken und sie lassen sich schnell begeistern. Doch genauso rasch verfliegt oft ihre Begeisterung und sie springen weiter, zu etwas Neuem, das sie herausfordert und für den Moment ihre Aufmerksamkeit fesselt. Viele Krieger stammen aus Salahara, aber auch viele Schmiede und Werkzeugmacher, denn Feuer ist ihr Element. Du hast schon Hephon, den Schmied kennengelernt. Er stammt aus einem kleinen Dorf in der Nähe der Hauptstadt.

Stadt am Meer

Im Westen liegt Reviria und die Hauptstadt heisst Neralis. Dort ist es wunderschön und die meisten Orte liegen an Lagunen oder an Flüssen. Hier sind viele unserer Dichter, Maler, Sänger, Musiker und andere Künstler Zuhause. Du kannst in Reviria die Zeit vergessen, wenn du am Meer sitzt und den Sonnenuntergang betrachtest oder in einer der Quellteiche badest. Die Menschen sind sehr freundlich, sehr empathisch und das ist mir manchmal ein wenig unheimlich. Ich habe immer das Gefühl, dass sie mir in die Seele blicken und mehr wissen, als ich eigentlich zeigen will. Doch wenn du zu dir finden willst und nicht die rauen Berge von Sapiaria vorziehst, dann ist Reviria ein perfekter Ort.

Dorf zwischen Feldern und Wäldern

Ich komme aus dem Reich im Norden, Crescendoria und unsere Hauptstadt trägt den wunderbaren Namen Dunvara.“ Serainas Augen begannen zu leuchten, als sie von ihrer Heimat sprach. „Es ist ein grünes Land mit vielen Wäldern und kleinen Dörfern, die von fruchtbaren Feldern umgeben sind. Wir sind die Kornkammer von Tarcania und versorgen es zu einem grossen Teil. Manche sehen uns nur als dumme Bauern, aber sie lieben unsere Brote, das Fleisch unserer Rinder und die schönen Blumen, die ihre Säle schmücken. Wir sind zurückhaltend und lernen dich erst einmal kennen, bevor wir uns öffnen. Doch wenn du unser Herz erobert hast, dann hast du die treuesten Freunde, die du dir vorstellen kannst. Wir nehmen uns Zeit für die wirklich wichtigen Dinge, lassen aber den Dingen auch ihre Zeit, denn alles hat seine Zeit.

Ich glaube, das reicht erst einmal für den Anfang Bobbie. Wenn du Fragen hast, kannst du immer zu mir kommen. Ich bin für dich da.“ Sereina umarmte mich voller Wärme und ich war mir sicher, dass ich tatsächlich eine Freundin in ihr gefunden habe.

Inzwischen war es dunkel und kühl geworden. Mit schnellen Schritten kehrten wir in das Hauptgebäude zurück, wo sich unsere Wege trennten und wir unsere Schlafgemache aufsuchten.

Was für ein ereignisreicher Tag! Ich wusch mich noch schnell, bevor ich müde ins Bett sank und spürte beim Einschlafen, wie sich Socks an meinem Rücken zusammenrollte.

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09. Der Becher

Die Mittagsstunde war bereits verstrichen, als ich Hephon verliess und mich auf den Weg zur Töpferei machte.

Natürlich kannte Socks auch diesen Weg und führte mich durch die Gassen von Tarcania in das Handwerkerviertel. Bis auf die Gerber waren hier die meisten Werkstätten. Ich hörte beim Vorbeigehen das Hämmern der Schuhmacher und Böttcher, das Klappern der Webstühle, das Rattern der Seilwinden und noch andere Geräusche, die ich nicht zuordnen konnte. Ich fühlte mich wie bei einer Zeitreise, denn viele Handwerke, die hier noch lebendig waren, kannte ich nur aus dem Geschichtsunterricht.

Der Duft nach frischem Brot stieg mir in die Nase und ich merkte, wie hungrig ich war. Ich hatte noch ein wenig Geld von Marcus einstecken und holte mir schnell eine Scheibe Brot, die dick mit einer Kräuterpaste bestrichen war. Das Brot war noch warm und die Kräuter rochen nach dem Süden Frankreichs, den ich so liebte. Würde ich je wieder das sanfte Licht der Provence sehen?

Bevor ich melancholisch werden konnte, musste ich mich beeilen, um Socks nicht aus den Augen zu verlieren, denn er wartete natürlich nicht auf mich. Warum auch, er war schliesslich eine Katze und kannte sich aus, während ich mich leicht in diesem Gewirr verloren hätte.

Mit langen Schritten folgte ich ihm, denn obwohl er noch klein war, war er ziemlich schnell. Ich betrat die Werkstatt und sah drei Männer an Töpferscheiben sitzen. Sie waren so in ihre Arbeit vertieft, dass sie mich gar nicht wahrnahmen. Ich beobachtete sie, wie sie geschickt aus einem Klumpen Ton Becher und Karaffen formten. Es hatte durchaus etwas Magisches an sich, wie quasi aus dem Nichts Gefässe entstanden.

Töpfer

Die Wände waren voll mit Brettern, auf denen bereits fertig gebrannte und glasierte Schalen, Becher, Teller, Weinkaraffen und Krüge standen. Die meisten waren einfach in Erdfarben gehalten, aber es gab auch wunderschön verzierte Stücke mit kunstvollen Mustern.

Ich vermutete, dass der älteste Mann der Meister sein musste und sprach ihn an.

Ich räusperte mich, um mich bemerkbar zu machen „Hallo, ich bin Bobbie und Leonora hat mich geschickt, damit ich hier meinen Becher töpfere.“ Die Männer blickten auf und der älteste unter ihnen wies mit dem Kopf nach hinten. Erst jetzt bemerkte ich eine Frau mittleren Alters, die gerade Gefässe sortierte, um sie in Holzwolle zu verpacken und in eine Kiste zu legen.

„Ah, hallo Bobbie, ich bin Mira, die Meisterin dieser Werkstatt,“ begrüsste sie mich. Ich merkte, wie mir das Blut ins Gesicht schoss.

Ich hielt mich für fortschrittlich, hatte selbst fliegen gelernt und dachte automatisch, dass ein Mann die Werkstatt leiten muss. Mir war das so peinlich und ich stammelte eine Entschuldigung. Mira lächelte warm und meinte „Das muss dir nicht unangenehm sein, das passiert vielen, denn auch in Tarcania sind wir noch nicht soweit, dass  es normal ist, dass Frauen Werkstätten leiten oder sogar Gildemeisterinnen sind. Leonora tut viel dafür, aber was sich in vielen Jahrhunderten in den Köpfen festgesetzt hat, ändert sich nicht von heute auf morgen. In deiner Heimat scheint es ja ähnlich zu sein.“ Ich nickte betreten und Mira umarmte mich herzlich.

Töpfermeisterin Mira

„Ich hatte dich früher erwartet, denn Leonora hat dir nicht viel Zeit gegeben.“ „Ja, der Besuch bei Hephon und die Auswahl meines Schwertes hat etwas gedauert“, antwortete ich.

Mira lächelte und führte mich zu einer Töpferscheibe. „Setz dich. Hast du schon einmal getöpfert?“ Ich schüttelte den Kopf. Ich wusste, dass es meine Aufgabe war, einen Becher zu töpfern, aber wie sollte ich das nur anstellen?

Ich seufzte. Eigentlich war ich nicht die Frau, die sich schnell entmutigen lässt. Meine Reisen, das Fliegen, das ist mir auch nicht einfach in den Schoss gefallen. Ich hatte um Anerkennung und Akzeptanz kämpfen müssen. Aber das war Zuhause, in meiner Welt. Auch wenn ich es gewohnt war, mich schnell an fremde Kulturen anzupassen, gerade wenn ich unterwegs war, es war keine komplett andere Welt wie Tarcania. Ich fühlte mich überfordert und das sollte nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich mich in Tarcania verloren fühlen würde.

Mira schien meine Gedanken zu erahnen. „Komm, wir schaffen das gemeinsam. Deine Hände werden den Kelch formen, aber ich werde sie führen. Doch zuerst musst du den Ton kneten.“ Sie zwinkerte mir zu und ich fasste neuen Mut.

Ich tauchte meine Hände in das Wasser, das neben der Scheibe stand, nahm den Klumpen zwischen meine Hände und begann ihn zu kneten. Das erinnerte mich an meine Kindheit, als ich mit meiner Mutter an Weihnachten Plätzchen gebacken habe. Da durfte ich ihr helfen und ich sah ihre schmalen Hände vor mir, wie aus dem unförmigen Teig eine Kugel entstand.

Tonkugel

Es dauerte nicht lange, da war der Ton weich und geschmeidig. Ich formte eine glatte Kugel und legte sie auf die Mitte der Töpferscheibe. Ich setzte mich, Mira hinter mich und ich begann, die Scheibe mit dem Pedal in Bewegung zu bringen.

„Gut so, achte darauf, dass die Geschwindigkeit gleich bleibt. Finde deinen einen Rhythmus und behalte den bei. Das gilt übrigens nicht nur für´s Töpfern“ grinste Mira.

Ich legte meine Hände um die Tonkugel und Miras Hände umschlossen meine. „Drücke mit beiden Händen auf den Tonballen, um ihn zu zentrieren. Halte den Druck gleichmässig, während du den Ton nach oben und nach unten bewegst. So entsteht eine kleine dicke Säule.“ Ich folge ihren Anweisungen und liess mich von ihren Händen führen.

„Und nun drücke mit einem Daumen in die Mitte des Tonklumpens eine Vertiefung. Halte mit der linken Hand den unteren Teil des Tons fest und ziehe mit der anderen Hand von unten nach oben, um die Wände des Bechers zu formen.“ Während mir Mira sagte, was ich tun sollte, führten ihre Hände meine und so entstand langsam aber sicher ein Becher.

Ich tauchte meine Hände immer wieder ins Wasser, damit der Ton geschmeidig blieb und glatter wurde.

Nachdem  er eine angenehme Höhe erreicht hatte, glätteten wir den Rand und ich stoppte langsam die Scheibe.

„Du hast das sehr gut gemacht, meine Liebe.“, lobte mich Mira. Ich lächelte und wusste, ohne sie hätte das Ergebnis nur sehr entfernt Ähnlichkeit mit einem Trinkgefäss gehabt. „Ich danke dir sehr für deine Unterstützung.“ antwortete ich. „So, nun trennen wir noch den Becher mit einer Schnur von der Scheibe und lassen ihn trocknen. Dann wird er gebrannt, glasiert und ein weiteres Mal gebrannt. Das wird bis morgen dauern. Komm zur vierten Nachmittagsstunde wieder, dann wird dein Becher fertig sein.“

„Das geht so schnell? Ich dachte, das alles dauert mehrere Tage.“ wunderte ich mich. Mira nickte. „In Tarcania haben wir einen besonderen Ton…. Und ein wenig Magie. Du willst doch nicht vor Leonora mit leeren Händen treten oder?“

Ich schüttelte den Kopf. Natürlich wollte ich das nicht! Ich wollte mich würdig zeigen und nicht schon bei den ersten Aufgaben versagen.

Ich bedankte mich herzlich bei Mira und drückte sie. „Wo ist S…Kelo?“ Fast hätte ich mich verplappert. An den öffentlichen Namen musste ich mich tatsächlich noch gewöhnen…

„Kelo?“ fragte Mira nach. „Ja, mein kleiner schwarzer Kater.“ „Ah, ihn meinst du. Ich glaube, ich habe ihn hinten bei den Brennöfen gesehen. Dort ist es angenehm warm, das lieben Katzen.“

Ich ging hinter und da lag tatsächlich Socks, völlig entspannt, nur seine linke Vorderpfote zuckte ein wenig. Er träumte wohl gerade von der Mäusejagd. Ich strick ihm sanft über sein Köpfchen und er öffnete verschlafen die Augen. „Bist du endlich fertig? Ich habe Hunger und bald ist Essenszeit. Wir müssen zurück in die Gilde.“ maunzte er mich an, bevor er sich genüsslich streckte.

Ich verabschiedete mich von Mira und machte mich mit Socks auf den Weg zurück zur Gilde, die ich langsam als mein Zuhause zu akzeptieren begann.

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08: Hephon, der Schmied

Ich folgte Socks durch den kleinen Wald, der die Gilde umgab. Der Pfad war gerade  so breit,  dass ein Karren mit einem Pferd genug Platz hatte. Ich genoss es, die würzige Luft zu atmen, die nach Kiefer und Harz roch. Die Vögel zwitscherten fröhlich und ab und zu knackte es im Unterholz. Vielleicht eine Maus oder ein Hase, den wir aufgeschreckt haben.

Selbst wenn es eine Maus gewesen sein sollte, Socks lief weiter und liess sich nicht ablenken. Er war tatsächlich auf einer Mission – seiner Mission als mein Führer. Ich muss zugeben, ich war beeindruckt und auch stolz auf mein Katerchen, dass er seine Aufgabe so ernst nahm.

Aber ich würde mich hüten, es ihm zu sagen, denn  sonst würde sein Ego seine Grösse um ein Mehrfaches übertreffen. Heute Abend würde er sicher einen kleinen Extra-Leckerbissen bekommen.

Nach einer Weile hörten wir ein Hämmern. Das musste aus der Schmiede kommen.

Irgendwie hatte ich sie mir kleiner vorgestellt, zwischen die Bäume geduckt, aber sie war relativ hoch und gross. Die Tür war von Russ geschwärzt und ich zog sie auf. Klopfen hätte bei dem Lärm keinen Sinn gemacht.

Schmiede

Ich betrat den Raum und Hitze schlug mir entgegen. Meine Augen fingen an zu tränen, denn der Qualm reizte sie.

Der Schmied stand vor der Esse, auf der ein Feuer brannte und hämmerte auf ein langes schmales Metallstück. Rohlinge, Werkzeuge und fertige Schwerter, Dolche und Degen standen an der Seite. Nach wenigen Schlägen erhob er seinen Blick und grinste mich an.

„Willkommen in meiner Feuerhölle. Ich bin Hephon, der Schmied der Gilde. Du musst Bobbie sein. Leonora hat dich angekündigt. Ich hatte dich früher erwartet, aber nun gut, jetzt bist du hier. Du sollst dir dein Schwert aussuchen, aber hast du jemals ein Schwert in der Hand gehabt?“

„Ich hatte Fechtunterricht zu Hause “ antwortete ich stolz und Hephon lachte dröhnend auf.
„Na du bist mir ja genau richtig. Hast gerade einmal mit einem Rapier herumgefuchtelt und sollst nun ein Schwert bekommen. Woher kommst du eigentlich? Die anderen Pagen haben schon vor Wochen ihre Schwerter bekommen und bereits mit dem Training angefangen. Du bist ein ziemlicher Nachzügler. Ich wundere mich, dass dich Leonora noch aufgenommen hat.“

„Ich bin gerade erst in Tarcania angekommen, ich komme aus der Aussenwelt.“ erwiderte ich unsicher, denn ich konnte mich noch zu gut an Cals Reaktion erinnern, an seinen Spott. Hephon wurde ernst. „Aussenwelt, hmm, ich verstehe. Nun, dann ist es mir eine Ehre, dir dein Schwert zu geben. Ich würde dir eines schmieden, wenn wir genug Zeit hätten, aber Leonora hat betont, dass wir diese Zeit nicht haben. Daher musst du dir eines aussuchen. Weisst du, auf was du achten musst?“

Ich schüttelte betreten den Kopf. Natürlich hatte ich keine Ahnung, was ein Schwert ausmacht, denn ich hatte noch nie eines benutzt. Zuhause in Falkenstein hingen einige Schwerter an den Wänden, aber das waren eher Zeugnisse der Vergangenheit und Verzierung.

„Das Schwert sollte nicht zu leicht sein, denn du musst dich auf die Bewegungen konzentrieren statt wild damit herumzufuchteln. So fokussierst du dich besser. Das spart dir am Ende Energie und du verwendest es gezielter. Ich würde dir zu einem Einhänder oder besser einem Kurzschwert raten, denn damit bist du schneller, weil es leichter als ein Zweihänder ist.

Probiere ein paar meiner Schwerter aus. Es sollte sich wie die Verlängerung deines Arms anfühlen. Wenn du es vertikal hältst, darf es nicht zu schwer sein. Ein traditioneller Einhänder ist zwischen 90 und 130 Zentimeter lang. Das ist schon ordentlich.“

Ich schluckte und Hephon merkte natürlich mein Unbehagen.
“ Ein Kurzschwert ist natürlich kleiner, 40 bis 80 Zentimeter. Es ist etwas leichter und es wird für dich einfacher sein, es zu führen. Das Gladius aus deiner Welt war 50-60 Zentimeter lang und wenn das stimmt, was wir hier gehört haben, dann hat das Volk der Römer damit ein Imperium erobert.“

„Was für die Römer gut genug war, das sollte auch für mich reichen.“ lächelte ich selbstbewusst. Ich als Amazone mit einem Römerschwert, der Gedanke fing an, mir zu gefallen.

Hephon nickte und zeigte mir seine Kurzschwerter. Ich probierte einige aus, schwang sie in der Luft und versuchte, mich nicht allzu sehr zu blamieren. Eines der Schwerter gefiel mir besonders. Es war nicht zu leicht und nicht zu schwer und fühlte sich gut an. Es hatte eine dezente Gravur und schien mich zu rufen.

„Das hier soll es sein.“ Hephon nickte. „Eine gute Wahl. Das Schwert heisst Valanur und ich gebe dir noch einen Dolch, die Scheiden, einen Gürtel und Handschuhe dazu.“

Ich muss zugeben, ich fühlte mich richtig gut, als ich mir den Gürtel umlegte und mein Kurzschwert und den Dolch in die Scheiden steckte. Die Handschuhe waren aus weichem Leder und fast wie eine zweite Haut.

Ich bedankte mich bei Hephon und machte mich auf den Weg zur Töpferei. Um den Stab würde ich mich später kümmern, denn ich ahnte, dass der Kelch mehr Zeit brauchen würde.

Natürlich kannte Socks auch diesen Weg und marschierte mit hoch erhobenen Schwänzchen vor mir. Irgendwie schien er auch ein wenig stolzer und verwegener zu schreiten, nachdem ich die Waffen erhalten hatte. Ich fühlte mich wie eine Kriegerin, aber ich ahnte, dass mir meine Erfahrung im Fechten nur bedingt beim Training mit dem Schwert helfen würde.

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07. Meine erste Aufgabe

Ich wachte auf, als ich ein Treten auf meinem Rücken spürte. Im ersten Moment wusste ich nicht, wo ich war und was diese kleinen Nadelstiche zu bedeuten hatten, aber dann hatte ich Schnurrhaare im Gesicht. Socks…. Stimmt… ich hatte seit gestern eine Katze und der kleine Kerl gab mir einen ziemlich heftigen Kopfstüber, nachdem er aufgehört hatte, auf meinem Rücken mit ausgefahrenen Krallen zu treteln.

„Ja, ich bin ja wach“, murrte ich. Eine Frühaufsteherin war ich noch nie und am Morgen viel reden war nicht wirklich meins. Ich genoss am liebsten meine erste Tasse Tee schweigend und wollte nicht wirklich angesprochen werden. Socks gab mir noch einen Kopfstoss und sprang elegant vom Bett herunter.

„Los, raus mit dir, du Schlafmütze. Die Glocke hat bereits acht Mal geläutet.“ Ich erinnerte mich – in einer Stunde sollte ich bei Leonora sein. Ich schlüpfte in meine neue Kleidung, spritzte mir das kalte Wasser ins Gesicht und machte mich fertig.

Waschtisch

Socks stand schon an der Tür und wollte sein Frühstück. Nur – was frass er eigentlich noch ausser kaltem Huhn? Für die Mäusejagd war er noch zu klein. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zum Speisesaal und ich war froh, dass Socks einen guten Orientierungssinn hatte. Raubtier eben, wenn auch noch recht klein und niedlich war.

Es dauerte nicht lange, bis wir im Speisesaal ankamen. Am runden Tisch sass niemand und ich war mir nicht sicher, ob ich mich wirklich dort hinsetzen sollte, aber Socks spazierte ganz selbstverständlich hin und blickte mich auffordernd an. Und ja, gestern hatte Sereina gesagt, dass dieser Tisch für die vier Pagen und mich reserviert sei.

Kaum hatte ich mich gesetzt, da schwebte schon die blonde Küchenfee von gestern heran und fragte mich, was ich denn zu Essen wünschte. Ich fragte nach Tee, Brot und Käse. Den Versuch war es immerhin wert. „Tee? Was meinst du damit?“ fragte sie unsicher. „Ein Aufguss, einfach heisses Wasser und getrocknete Blätter oder Kräuter, “ versuchte ich zu erklären. „Ah, ein Kräutersud, ich verstehe,“ lächelte sie und verschwand. Alles, nur kein Kamillentee, hoffte ich innerlich.

Es dauerte nicht lange, da kam sie mit einer dampfenden Tasse, einem Brett mit Brotscheiben und Käse zurück.

„Das ist für dich und ich hoffe, dir schmeckt Gharbia. Das ist ein Kräutersud aus Waldsalbei, Schimmerminze und Drachenkraut. Manchmal kommen noch andere Kräuter dazu, aber das ist die traditionelle Mischung. Und für deinen kleinen Freund habe ich etwas Quark mitgebracht. Wie heisst er eigentlich?“ Ich erinnerte mich an Sereinas Warnung, nie den echten Namen zu verraten. „Kelo“ antwortete ich spontan. Socks schaute mich an und ich hätte schwören können, dass er eine Augenbraue nach oben zog. Können Katzen das überhaupt?

„Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt, ich bin Elara,“ sagte sie und stellte das Schälchen mit dem Quark auf den Boden. Socks stürzte sich genüsslich auf sein Frühstück. „Ich bin Bobbie,“ antwortete ich. „Ich weiss,“ lächelte Elara und verschwand.

Etwas kritisch probierte ich das heisse Getränk, Gharbia. Es schmeckte bitter und doch ein wenig süss, ein sehr besonderer Geschmack. Nun gut, wenn es das war, was hier Tee am nächsten kam, dann würde ich mich wohl daran gewöhnen.

Ich beeilte mich mit dem Frühstück, denn die Glocke hatte bereits drei Mal geschlagen. Ich vermutete, dass es Dreiviertel war, so wie bei mir Zuhause. Es wurde langsam Zeit, dass ich mich auf den Weg zu Leonora machte.

Ich wollte gerade los, als die Pagen der vier Königreiche den Speisesaal betraten. Auf eine weitere Auseinandersetzung mit Cal hatte ich wirklich keine Lust, also grüsste ich alle freundlich.
„Wohin so schnell?“ fragte Sereina und ich antwortete, dass ich beim neunten Glockenschlag von der Gilde-Meisterin erwartet wurde. Ich sah in verblüffte Gesichter und machte mich auf den Weg.

Ich hätte eigentlich Sereina nach dem Weg fragen wollen, aber ich wollte mir vor Cal nicht die Blösse geben, dass ich den Weg nicht kannte.

Tja, da stand ich nun im Gang und alle sahen gleich aus. „Worauf wartest du?“ fragte mich Socks und lief zielsicher einen der Gänge entlang.
„Du weisst, wo Leonoras Zimmer ist?“ „Natürlich, für wen hältst du mich?“ schnurrte Socks mit einer gewissen Genugtuung in seiner Stimme.

Ich hatte beim besten Willen keine Ahnung, woher dieser kleine Strassenkater sich in der Gilde auskannte, aber ich hatte nicht wirklich eine Wahl und so vertraute ich ihm einfach. Da ich keine bessere Idee hatte und auch keinen Menschen sah, den ich hätte fragen können, folgte ich Socks. Irgendwann würde er es mir erklären müssen, aber jetzt musste ich mich beeilen.

Mit dem letzten Glockenschlag klopfte ich an die schlichte Holztüre, die ich wiedererkannte. Sie schwang auf und ich trat ein, natürlich in Begleitung von Socks.

Leonora war heute schlichter gekleidet als bei meinem ersten Besuch und wirkte sehr beschäftigt.

„Ah,“ lächelte Leonora, „du hast bereits deinen Seelenbegleiter gefunden. Wie heisst er denn?“ Ich sollte wirklich niemand den wahren Namen verraten und das schloss Leonora mit ein.
„Kelo. Ich habe ihn gestern in der Stadt gefunden und er hat mit mir gesprochen. Von Sereina habe ich erfahren, dass das etwas Besonderes ist und wir uns auf diese Weise nur mit unseren Seelenbegleitern verständigen können.“
„Ja, das stimmt,“ nickte Leonora, „und ich bin froh, dass du die erste Lektion bereits gelernt hast und mir nicht seinen wahren Namen verraten hast. Falls du dich fragst, woher ich das weiss – es ist einfach so.“

Leonora wurde wieder ernst. „Ich habe auch vom gestrigen Zwischenfall mit Calvin gehört und ich werde auch noch mit ihm sprechen. Aber ihr werdet einen Weg finden, wie ihr zusammenarbeiten könnt. Ich dulde keinen Streit zwischen meinen Schülern. Es ist weder eines Pagen noch einer Auserwählten aus der Aussenwelt würdig. Ich weiss, dass er nicht einfach ist und du wirst noch viel über Tarcania lernen müssen.“

Ich schluckte und fühlte mich in meine Kindheit zurückversetzt, als mich mein Vater wegen eines albernen Streites mit einem der Dorfkinder gemassregelt hat. Er hatte fast dieselben Worte benutzt „Es ist deiner nicht würdig, Bobbie, dich mit ihnen zu streiten.“

Ich schwieg. Was hätte ich auch sagen sollen? Cal und ich würden wohl nie die besten Freunde werden, aber ich würde mir Mühe geben müssen und die Contenance wahren.

„Wenn das soweit geklärt ist, dann kommen wir zum eigentlichen Grund für dieses Gespräch. Du brauchst eine Grundausrüstung. Sie zu besorgen ist deine Aufgabe, die du in den nächsten drei Tagen zu erfüllen hast. Danach beginnt die Ausbildung, zumindest der erste Teil.
Du wirst zum Gildeschmied gehen und dein Schwert auswählen. Danach wirst du dir einen Stab besorgen, einen Becher töpfern und mindestens eine Silbermünze verdienen. Wie du das anstellst, das bleibt dir überlassen. Dass du dein Schwert bekommst, ist mein Geschenk an dich und ein Zugeständnis, weil du aus der Aussenwelt kommst.“

„Aber wie soll ich das machen? Ich kenne hier doch niemand ausser Sereina, Marcus und den anderen Pagen. Und was geschieht, wenn ich es nicht schaffe?“

Leonora blickte mich streng an.

„Warum verschwendest du deine Energie und deine Gedanken jetzt schon ans Scheitern, obwohl du noch gar nicht angefangen hast? Sollte ich mich in dir täuschen? Ich habe dich für eine Kämpferin gehalten. Und jetzt geh. Der Schmied wartet auf dich.“ Damit wandte sie sich wieder ihren Unterlagen zu. Ich war entlassen.

Ich verliess den Raum und Socks folgte mir. Als ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, atmete ich erst einmal tief durch. Ich spürte, wie Wut, Zorn und eine gewisse Hilflosigkeit in mir hochstiegen.
Ich war keine sieben mehr, aber ich fühlte mich in dem Moment so. Ich war in Tarcania gestrandet, wusste nicht, wie ich nach Hause kommen sollte und all die Euphorie des gestrigen Nachmittags war verflogen. Mir war heiss und kalt gleichzeitig und ich hätte am liebsten lauf aufgeschrien und das wäre sicher auch nicht meiner würdig gewesen. Aber es hätte bestimmt gut getan.

Für mich schien es nur einen Weg zu geben – vorwärts und nicht versagen.

Socks rieb sein Köpfchen an mein Bein und schnurrte. Ich hob ihn hoch und er liess es über sich ergehen, dass ich meinen Kopf an seinen rieb.

„Komm schon, lass uns den Schmied aufsuchen, damit du dein Schwert bekommst“ forderte mich Socks auf. „Ich weiss, wo wir ihn finden.“
„Woher kennst du dich eigentlich in der Gilde aus?“ fragte ich ihn. Er grinste – sofern eine Katze das überhaupt kann, und meinte belustigt „Ich bin ein echter tarcanischer Kater. Wir haben nicht nur einen siebten Sinn, sondern noch ganz andere Fähigkeiten. Das würde jetzt aber zu weit führen, lass dich überraschen. Doch für´s Erste vertraue mir. Und jetzt lass mich wieder auf den Boden. Das reicht mir jetzt an Körperkontakt.“

Ich liess Socks auf den Boden gleiten und folgte ihm.

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06. Die Pagen der Königreiche

Sereina zog mich durch verwinkelte Gänge hin zum Speisesaal. Socks sass immer noch auf meiner Schulter und schaute neugierig herum. Er fand das wohl sehr spannend und das Wort „Speisesaal“ hat ihn ziemlich aufhorchen lassen.

Als wir ankamen, sassen an den rechteckigen Tischen Menschen, die in meiner Welt Europäer, Orientalen, Asiaten und Südländer gewesen wären. Sereina führte mich zu dem einzigen runden Tisch im Raum, um den fünf Stühle angeordnet waren. Sie setzte sich und nickte mir zu, ich sollte mich auch hinsetzen.

Sereina

Nun gut, ein runder Tisch, alle anderen rechteckig, das war wohl etwas Besonderes, aber ich vertraute Sereina und zog den Stuhl neben ihr zu mir und setze mich hin.

Kaum hatten wir uns gesetzt, da tauchte ein wunderschönes blondes junges Mädchen auf und fragte, was wir gerne essen würden. Sereina bestellte Hühnchen für sich und Salat für ihre Schildkröte, die sie aus der Tasche zog. Ich schloss mich an, denn Hühnchen wäre zumindest auch etwas für Socks.

Die blonde Fee verschwand und es dauerte nicht lange, da kam sie mit dem Essen und dem üblichen verdünnten Wein zurück. Was hätte ich einen Tee gegeben! Aber ich seufzte und nahm einen Schluck. Irgendwie hatte ich das Gefühl, in einem leichten Dauerrausch zu sein, aber das war kein Wunder. So müssen sich die Menschen im Mittelalter gefühlt haben… nur dünnes Bier oder verdünnter Wein – im besten Fall.

Immerhin, das Huhn war durchgebraten und schmeckte ganz vernünftig, auch wenn etwas Salz fehlte. Aber so konnte ich Socks etwas davon abgeben und er schnurrte ganz  behaglich, als er die Stückchen aus meiner Hand frass.

Wir sassen nicht lange am Tisch, da kam ein junger blonder Mann, etwa in unserem Alter, an den Tisch und setzte sich zu uns. „Ich bin Calvin aus Sapiaria“, stellte er sich vor, „Aber alle nennen mich Cal.“ Er hatte etwas gefährliches, raubtierhaftes an sich, das ich nicht einordnen konnte, aber auch eine gewissen Kühle und Unnahbarkeit. Ich lächelte und stelle mich mit Bobbie aus Falkenstein vor. „Falkenstein? Wo soll das denn sein?“ Cal zog die Augenbraue hoch und musterte mich. Ich kann gar nicht sagen, wie unwohl ich mich dabei fühlte…

Cal aus Sapiara

Doch bevor ich noch antworten konnte, kamen zwei weitere Personen an unseren runden Tisch. Sie wirkten deutlich freundlicher als Cal. „Hallo, ich bin Amir aus Salahara“, stellte sich der dunkeläugige Fremde vor. Er hatte schwarze, gelockte Haare und dunkle Augen. Wenn ich nicht in Tarcania wäre, dann würde ich vermuten, dass er aus Ägypten oder Syrien käme. Auch seine Kleidung war die eines Orientalen und dieser Blick… er hielt mich wie gefangen.

Doch, den Göttern sei es gedankt, die junge Frau stellte sich vor und brach damit den Bann des Moments. „Ich bin Trisha aus Reviria.“, stellte sie sich vor.“ Sie hatte weissblondes Haar und so blaue Augen, wie ich sie noch nie gesehen habe. Sie war in blaue, fliessende Gewänder gekleidet, die ihre engelsgleiche Erscheinung nur betonten.

Beide setzen sich zu uns an den Tisch und die blonde Fee tauchte auf und nahm ihre Bestellung auf.

Cal ergriff das Wort „Amir aus Salahra, Trisha aus Reviria, ich bin aus Sapiaria und woher seid ihr?“, wandte er sich an Sereina und mich. „Ich bin Sereina aus Crescendora, dem nördlichen Königreich, und das ist Bobbie aus Falkenstein.“ „Jaja, das habe ich schon gehört, aber wo liegt dieses Falkenstein?“  fragte Cal. „Wir sitzen am runden Tisch und wie jeder weiss, sitzen hier nur die Pagen aus den Königreichen, die Leonora persönlich ausgewählt hat. Mit dir, Sereina, ist jedes Königreich vertreten. Was will also diese Bobbie hier an unserem Tisch?“ Ich muss sagen, ich war perplex. Ich hatte bisher noch nichts von diesen vier Königreichen gehört und auch nicht, dass Leonora nur vier Schüler aufnahm. Was sollte das hier?

Doch Sereina sprang mir zur Seite. „Fünf Stühle. Fünf Schüler, Cal. Du hast die besondere Ehre, nicht nur mit den Auserwählten der vier Königreiche zu speisen, sondern auch mit Bobbie, die aus der Aussenwelt kommt.“

Cal lachte laut auf. „Aus der Aussenwelt? Sereina, du glaubst wirklich an diese Kindermärchen? Naja, was kann man schon von den Crescendorianern erwarten?“
Sereina sah aus, als ob man ihr einen Kübel mit Eiswasser über den Kopf gekippt hätte und das machte mich wütend. Ich sprang auf und meine Stimme bebte vor Zorn, denn Sereina war meine Freundin – zumindest sah ich sie so. „Wer zum Teufel bis du eigentlich, du arroganter Schnösel? Du weisst gar nichts über mich oder woher ich komme. Du kommst aus Sapiaria. Was heisst das schon? Egal, woher du kommst, du hast keine Manieren, du hast keinen Anstand und wenn du das Beste bist, was dein Land hervorbringt und dich hierher schickt, um Leonoras Schüler zu sein, dann will ich mir gar nicht vorstellen, wie engstirnig und verbohrt die Menschen in diesem Land sind.“

Alle starrten mich an, auch Cal, und für ein paar Augenblicke herrschte Schweigen. Socks schnurrte mir ins Ohr „Gut gebrüllt Löwin, ich wusste, warum ich dich ausgesucht habe. Du hast Feuer.“ Fast hätte ich über die Bemerkung gegrinst, aber das hätte meinen Auftritt ruiniert. Also setze ich mich wieder hin und fixierte Cal weiter.

Cals Augen blitzten wütend. „Fünf Stühle, fünf Schüler, so soll es sein, egal, woher du kommst. Ich zweifle nicht an Leonora, aber du wirst dich als würdig erweisen müssen, Bobbie von Falkenstein.“ Er spuckte meinen Namen geradezu aus und ich wollte noch etwas erwidern, doch Sereina hielt meinen Arm und drückte ihn herunter. „Alles gut“, flüsterte sie mir zu, „Ich erkläre dir alles, aber jetzt halte dich zurück. BITTE.“ Ich atmete tief durch und tat Sereina den Gefallen.

Amir und Trisha beobachteten alles, ohne ein Wort zu verlieren oder Partei zu ergreifen. Ich bin sicher, sie haben sich ihre Gedanken gemacht, aber sie liessen sich überhaupt nicht anmerken, was sie dachten. Als die blonde Küchenfee ihr Essen brachte, verzehrten sie es still, aber ich merkte, dass sie immer noch mich und Cal beobachteten.
Nunja, sie wollten wohl nichts überstürzen und nicht zu schnell auf das falsche Pferd setzen. Aber das war mir egal. Mir tat nur Sereina leid, die so übel von Cal beleidigt worden war, weil sie sich für mich eingesetzt hat. Das hatte sie wirklich nicht verdient.

Das weitere Essen verlief sehr still und ohne weitere Zwischenfälle. Als ich fertig war, stand ich auf und nickte Sereina, Amir und Trisha zu, Cal, diesen arroganten Kerl, ignorierte ich. Socks sprang auf meine Schulter und wir verliessen den Speisesaal.

Das konnte ja heiter werden, wenn wir wirklich alle von Leonora persönlich unterrichtet werden sollten. Ich war 23 und eigentlich dachte ich, dass ich das Thema Schule schon hinter mir hätte. Immerhin ging es um Tarot, doch eigentlich wollte ich Abenteuer erleben und neue Kulturen kennenlernen.
Ich erinnerte mich an die Tage damals 1922 in Ägypten. Howard Carter, den mein Vater als anonymer Sponsor unterstützt hat, hatte das Grab von Tut-Anch-Amun entdeckt hat und ich konnte einen Blick hinein werfen.
Das hat in mir dieses Feuer entfacht. Ich wollte einfach mehr wissen, mehr über die Menschen, über ihr Leben, ihre Wünsche, ihre Sehnsüchte, ihre Träume, über das, was sie bewegt, im Leben und darüber hinaus. Und genau das wollte ich auch in Tarcania erfahren, wenn ich schon hier festsass.

Irgendwie fanden meine Füsse den Weg in mein Zimmer und ich wusch mir mein Gesicht mit dem kühlen Wasser aus der Schale. Nachdem ich mich für die Nacht fertig gemacht hatte, wollte ich nur noch in mein Bett. Doch da lag schon Socks, mitten auf der Decke.

Socks im Bett

Ich würde mich wohl irgendwie um ihn herumwinden müssen. Katzen…. Mit einem Lächeln kroch ich unter die Decke und schlief ein – in der Hoffnung, rechtzeitig aufzuwachen, um nicht Cal wieder einen Grund für Spott und Häme zu liefern.

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05: Wie ich Socks kennenlernte

Ich verliess die Gilde und schlenderte die Gassen herunter. Egal, wo ich bin, ich gehe immer erst zum Markt, denn dort sind die Orte am lebendigsten und warum sollte Tarcania hier eine Ausnahme sein.

Ich liebe es, auf Reisen in die Farben und Gerüche einzutauchen, auch wenn es manchmal nicht gerade der Nase schmeichelt oder für europäische Augen sehr gewöhnungsbedürftig ist. Ich erinnere mich an die arabischen Suqs mit ihren Fleischern und den Kamelköpfen, die an den Haken hängen. Je klarer die Augen, desto frischer hat mir damals mein Führer erklärt, aber ich muss nicht alles probieren. Auch wenn es im Allgemeinen als unhöflich gilt, angebotenes Essen abzulehnen, wenn man als Begründung religiöse Gründe angibt, wird es meist akzeptiert. Das war für mich oft genug die Rettung vor Kamel, Käfern und undefinierbaren Gerichten.

In Tarcania war der Markt, der sich durch die Gassen zog, bunt und prächtig. Es machte wirklich Spass, die getrockneten Pfirsiche zu probieren, die gerösteten Pistazien zu knacken oder einfach bei einem Glas gewürzten Wein eine kleine Pause zu machen. Es gab auch viele Früchte, die ich nicht kannte. Offensichtlich sah man mir die Fremde an und ab und zu gab mir ein Händler ein kleines Stück zum Probieren. Am besten schmeckte mir eine Frucht mit lila Schale und weißem Fruchtfleisch – süss, saftig, aber gleichzeitig ein wenig säuerlich. Ich habe den Namen vergessen, aber nie wieder den Geschmack. Am nächsten kam dem die Drachenfrucht, die ich später in Mexiko gegessen habe.

Ich hatte noch die Münzen von Marcus, aber ich musste unbedingt selbst irgendwie zu Geld kommen. Ich hoffte, die Gilde würde mich dabei unterstützen. Ich nahm mir vor, Sereina zu fragen, wenn ich wieder zurück wäre.

Natürlich zogen mich auch die unterschiedlichen Tarot-Decks an. Es gab so viele verschiedene, aber immer war die Grundidee dieselbe. Es war ganz gut, dass ich kaum Geld hatte, sonst wäre ich mit mindestens 3 oder 4 neuen Decks in die Gilde zurückgekehrt. Eines hat mir besonders gefallen – der Narr, meine Lieblingskarte, war eine Frau und sie hatte keinen Hund als Begleiter, sondern eine Katze.

Zuhause in Falkenstein hatten wir natürlich Hunde, aber auch Katzen, die im Kornspeicher lebten und die Mäuse in Schach hielten. Ich liebte ihre Unabhängigkeit, aber sie waren halb wild und liessen sich leider nicht streicheln. Das habe ich etwas bedauert, aber ich bewunderte ihre Anmut und ihr Selbstbewusstsein.

Ich liess mich durch die Strassen und Gassen von Tarcania treiben und fing langsam an, mich an den Gedanken zu gewöhnen, hier noch einige Zeit zu bleiben. Ich hatte wohl ohnehin keine andere Wahl, wenn ich Leonoras Worten glauben durfte, also warum sollte ich mir zu viele Gedanken über etwas machen, was ich nicht ändern konnte.

Die Marktstände wurden immer weniger, je weiter unten ich in der Stadt ankam. Dafür gab es mehr Wohnhäuser und Schenken. Ich sah Frauen in Bottichen die Wäsche waschen und Kinder spielten mit Reifen, Bällen oder kleinen Puppen, die aus Stoffresten genäht waren. In der ganzen Stadt herrschte eine friedliche und angenehme Atmosphäre. Ich fühlte mich wirklich wohl in Tarcania und langsam überwog bei mir mein gewohnter Entdeckergeist.

Der Nachmittag wich langsam dem frühen Abend und ich erinnerte mich daran, dass ich mich zu Sonnenuntergang mit Sereina im Speisesaal treffen wollte. Doch dann hörte ich ein klägliches Maunzen, als ich an einer schmalen Gasse vorüberlief. Ich konnte nicht einfach weitergehen. Das Tarot-Bild der Närrin mit der Katze kam mir wieder in den Sinn.

Ich bog in die Gasse ein und da sass ein kleiner Kater mitten im Weg, als ob er auf mich gewartet hätte. Er blickte mich so seelenvoll an, dass ich nicht anders konnte, als dieses kleine Fellknäul hochzuheben. Zugegeben, er war zuckersüss, aber er roch nach Gosse. Und maunzte so kläglich, als ob er kurz vor dem Verhungern wäre.

Schwarze Katze

Es dauerte keinen Wimpernschlag, da hatte der kleine Kerl mich um seine Krallen gewickelt und ich schmolz dahin. Ich schaute mich um, aber es war niemand da, auch keine Kätzin oder andere Katzenwelpen. Ich blickte in die Innenhöfe und fragte eine Frau, die gerade die Wäsche aufhing, ob sie wüsste, wohin der kleine Kater gehören würde. Sie lachte nur und meinte, er würde keinem gehören, ein Strassenkater eben, wie es so viele gäbe.

Ich schaute in seine Augen und fragte mehr mich als ihn „Was machen wir nur mit dir, kleiner Mann?“ und hörte eine Stimme in meinem Kopf „Mich füttern was sonst? Ich habe dich ausgesucht und du bist nun für mich verantwortlich.“

Tarcania verblüffte mich ständig und das sollte sich bis zu meiner Abreise nicht ändern. Gut, ich konnte mich offensichtlich hier telepathisch mit mindestens einem Tier verständigen. Warum auch nicht? Das könnte spannend werden.

„Du hast mich also ausgesucht. Und wie heisst du?“ „Du musst mir einen Namen geben, denn ich bin dein Seelenbegleiter und du bist für mich verantwortlich.“, schnurrte das Katerchen.

Nun, er war schwarz und seine Pfoten waren weiss. „Was hältst du von Socks?“ In der typischen Katzenart meinte er „So gut wie jeder andere Name. So soll es sein. Und jetzt knurrt mir der Magen. Was gibt es zu fressen?“

Für die Mäusejagd war er noch zu klein und da er nun offensichtlich mein Seelenbegleiter war, war ich wohl zuständig. Die Hoffnung, dass er so anspruchslos wie unsere Hofkatzen wäre, sollte sich nicht erfüllen.

Socks kletterte auf meine Schulter und so ging ich mit meinem neuen Freund zurück zur Gilde. Unterwegs machte ich mir einige Sorgen, denn ich hatte keine Ahnung, wie Leonora oder Sereina auf Socks reagieren würden.

Kurz vor Sonnenuntergang war ich wieder zurück und Sereina erwartete mich bereits. Als sie Socks auf meiner Schulter sah, grinste sie. „Du hast jetzt schon deinen Seelenbegleiter gefunden, das ging ja schnell. Einige von uns haben so besondere Tiere, die meisten Menschen jedoch nicht. Dass du gerade eine Katze hast, wenn auch eine sehr junge, zeigt, dass du wirklich die Auserwählte bist.“ Ich seufzte schicksalsergeben. „Mach dir keine Sorgen wegen Leonora. Sie weiss es und sie selbst hat einen Seelenbegleiter, genau wie ich. Meiner ist eine Schildkröte. Eines musst du wissen: Verrate nie und unter keinen Umständen irgendeinem Wesen den Namen deines Seelenbegleiters. Den darfst nur du kennen. Sprich ihn nie laut aus, denn du weisst nie, wer zuhört. Das ist wirklich wichtig.“ Sereina wurde sehr ernst und ich nahm mir ihre Worte zu Herzen und versprach ihr, diese Regel zu befolgen.

„Und nur du kannst die Stimme deines Seelenbegleiters hören. Wenn er dich gerufen hat, dann gehört ihr wirklich und wahrhaftig zusammen. War es so?“ Ich nickte. „Wenn es dir leichter fällt, dann kannst du ihm einen zweiten, einen öffentlichen, Namen geben. Das macht vieles einfacher.“, grinste sie.

„Und jetzt kommt ihr beiden, das Essen wartet.“

Anmerkung von Ivana:

Als ich Bobbies „Trick“ gelesen habe, wie sie manchem exotischen Essen entgangen ist, musste ich grinsen. Diese Ausrede habe ich auch oft verwendet, wenn mir das Essen zu suspekt war. Ich erinnere mich da an ein undefinierbares Gericht in Jodanien und auch da wurde die Begründung, dass ich es aus religiösen Gründen nicht essen konnte, akzeptiert.
Ich wollte ebensowenig wie Bobbie die Gastgeber vor den Kopf stossen, aber im Orient und auch oft in Asien wird diese Erklärung verstanden. Und es war unglaublich, wie gut unter solchen Umständen 2 Tage altes Fladenbrot mit Streichkäse schmecken konnte…

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