Ich folgte Socks durch den kleinen Wald, der die Gilde umgab. Der Pfad war gerade  so breit,  dass ein Karren mit einem Pferd genug Platz hatte. Ich genoss es, die würzige Luft zu atmen, die nach Kiefer und Harz roch. Die Vögel zwitscherten fröhlich und ab und zu knackte es im Unterholz. Vielleicht eine Maus oder ein Hase, den wir aufgeschreckt haben.

Selbst wenn es eine Maus gewesen sein sollte, Socks lief weiter und liess sich nicht ablenken. Er war tatsächlich auf einer Mission – seiner Mission als mein Führer. Ich muss zugeben, ich war beeindruckt und auch stolz auf mein Katerchen, dass er seine Aufgabe so ernst nahm.

Aber ich würde mich hüten, es ihm zu sagen, denn  sonst würde sein Ego seine Grösse um ein Mehrfaches übertreffen. Heute Abend würde er sicher einen kleinen Extra-Leckerbissen bekommen.

Nach einer Weile hörten wir ein Hämmern. Das musste aus der Schmiede kommen.

Irgendwie hatte ich sie mir kleiner vorgestellt, zwischen die Bäume geduckt, aber sie war relativ hoch und gross. Die Tür war von Russ geschwärzt und ich zog sie auf. Klopfen hätte bei dem Lärm keinen Sinn gemacht.

Schmiede

Ich betrat den Raum und Hitze schlug mir entgegen. Meine Augen fingen an zu tränen, denn der Qualm reizte sie.

Der Schmied stand vor der Esse, auf der ein Feuer brannte und hämmerte auf ein langes schmales Metallstück. Rohlinge, Werkzeuge und fertige Schwerter, Dolche und Degen standen an der Seite. Nach wenigen Schlägen erhob er seinen Blick und grinste mich an.

„Willkommen in meiner Feuerhölle. Ich bin Hephon, der Schmied der Gilde. Du musst Bobbie sein. Leonora hat dich angekündigt. Ich hatte dich früher erwartet, aber nun gut, jetzt bist du hier. Du sollst dir dein Schwert aussuchen, aber hast du jemals ein Schwert in der Hand gehabt?“

„Ich hatte Fechtunterricht zu Hause “ antwortete ich stolz und Hephon lachte dröhnend auf.
„Na du bist mir ja genau richtig. Hast gerade einmal mit einem Degen herumgefuchtelt und sollst nun ein Schwert bekommen. Woher kommst du eigentlich? Die anderen Pagen haben schon vor Wochen ihre Schwerter bekommen und bereits mit dem Training angefangen. Du bist ein ziemlicher Nachzügler. Ich wundere mich, dass dich Leonora noch aufgenommen hat.“

„Ich bin gerade erst in Tarcania angekommen, ich komme aus der Aussenwelt.“ erwiderte ich unsicher, denn ich konnte mich noch zu gut an Cals Reaktion erinnern, an seinen Spott. Hephon wurde ernst. „Aussenwelt, hmm, ich verstehe. Nun, dann ist es mir eine Ehre, dir dein Schwert zu geben. Ich würde dir eines schmieden, wenn wir genug Zeit hätten, aber Leonora hat betont, dass wir diese Zeit nicht haben. Daher musst du dir eines aussuchen. Weisst du, auf was du achten musst?“

Ich schüttelte betreten den Kopf. Natürlich hatte ich keine Ahnung, was ein Schwert ausmacht, denn ich hatte noch nie eines benutzt. Zuhause in Falkenstein hingen einige Schwerter an den Wänden, aber das waren eher Zeugnisse der Vergangenheit und Verzierung.

„Das Schwert sollte nicht zu leicht sein, denn du musst dich auf die Bewegungen konzentrieren statt wild damit herumzufuchteln. So fokussierst du dich besser. Das spart dir am Ende Energie und du verwendest es gezielter. Ich würde dir zu einem Einhänder oder besser einem Kurzschwert raten, denn damit bist du schneller, weil es leichter als ein Zweihänder ist.

Probiere ein paar meiner Schwerter aus. Es sollte sich wie die Verlängerung deines Arms anfühlen. Wenn du es vertikal hältst, darf es nicht zu schwer sein. Ein traditioneller Einhänder ist zwischen 90 und 130 Zentimeter lang. Das ist schon ordentlich.“

Ich schluckte und Hephon merkte natürlich mein Unbehagen.
“ Ein Kurzschwert ist natürlich kleiner, 40 bis 80 Zentimeter. Es ist etwas leichter und es wird für dich einfacher sein, es zu führen. Das Gladius aus deiner Welt war 50-60 Zentimeter lang und wenn das stimmt, was wir hier gehört haben, dann hat das Volk der Römer damit ein Imperium erobert.“

„Was für die Römer gut genug war, das sollte auch für mich reichen.“ lächelte ich selbstbewusst. Ich als Amazone mit einem Römerschwert, der Gedanke fing an, mir zu gefallen.

Hephon nickte und zeigte mir seine Kurzschwerter. Ich probierte einige aus, schwang sie in der Luft und versuchte, mich nicht allzu sehr zu blamieren. Eines der Schwerter gefiel mir besonders. Es war nicht zu leicht und nicht zu schwer und fühlte sich gut an. Es hatte eine dezente Gravur und schien mich zu rufen.

„Das hier soll es sein.“ Hephon nickte. „Eine gute Wahl. Das Schwert heisst Valanur und ich gebe dir noch einen Dolch, die Scheiden, einen Gürtel und Handschuhe dazu.“

Ich muss zugeben, ich fühlte mich richtig gut, als ich mir den Gürtel umlegte und mein Kurzschwert und den Dolch in die Scheiden steckte. Die Handschuhe waren aus weichem Leder und fast wie eine zweite Haut.

Ich bedankte mich bei Hephon und machte mich auf den Weg zur Töpferei. Um den Stab würde ich mich später kümmern, denn ich ahnte, dass der Kelch mehr Zeit brauchen würde.

Natürlich kannte Socks auch diesen Weg und marschierte mit hoch erhobenen Schwänzchen vor mir. Irgendwie schien er auch ein wenig stolzer und verwegener zu schreiten, nachdem ich die Waffen erhalten hatte. Ich fühlte mich wie eine Kriegerin, aber ich ahnte, dass mir meine Erfahrung im Fechten nur bedingt beim Training mit dem Schwert helfen würde.

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