04: Die Tarot-Gilde

Bevor ich den Goldenen Krug verlies, drückte mir Marcus noch einige Münzen in die Hand. „Für den Fall der Fälle und gib sie mir einfach zurück, bevor du Tarcania verlässt.“ Ich war so dankbar, dass ich hier so schnell einen Freund gefunden hatte.

Ich verliess den Goldenen Krug und lief durch die Gassen. Marcus hat gemeint, dass ich die Gilde schon finden würde, solange ich einfach bergauf gehen würde. Auf dem höchsten Punkt der Stadt wäre ein kleiner Park und dort würde ich ein imposantes Tor sehen.

Nun gut, also folgte ich den Strassen, an schmucken Fachwerkhäusern und kleinen Steinhäusern vorbei, an Ständen mit Stoffen, Obst, Gemüse, Töpfen, Geschirr, Tand und immer wieder sah ich auch Tarot-Karten auf den Tischen liegen.
Die Menschen waren ganz unterschiedlich gekleidet. Manche erinnerten mich an die Orientalen in Damaskus, das ich erst vor kurzem verlassen hatte, manche wirkten, als ob sie gerade aus Indien gekommen wären, andere waren in leichte, fliessende Gewänder gekleidet.
Wenn man mich gefragt hätte, dann hätte ich gesagt, dass sie aus aller Herren Länder kämen, aber ich war ja nicht in meiner Welt.

Ich musste mich wirklich zusammenreissen, um weiterzugehen, denn ich liebte es, durch Märkte und Strassenstände in fremden Ländern zu streifen und alles genau zu betrachten.

Egal, ob ich in Ceylon, Indien, Nepal oder in Siam war, Märkte faszinierten mich, denn dort spielte sich das Leben ab. Ich genoss es, exotische Speisen zu probieren oder einfach auch zu sehen, was die Menschen kauften, was sie mochten, was sie zum Leben oder zum Genuss brauchten.

Nach einer Weile kam ich endlich im Herzen von Tarcania an und stand vor dem Tor der Gilde.

Ich war sprachlos, denn das Tor war im Art Deco-Stil, einem Kunststil, der gerade in Europa, aber auch in Übersee, unglaublich populär war. Und nun sah ich dieses wunderschöne Tor hier in Tarcania! Es war wahrlich ein magischer Ort!

Tor

Staunend schritt ich durch das Tor und ging auf das Gilde-Haus zu.

Ich zog an einem Bronzeknauf und hörte in der Ferne ein leises Läuten. Einige Augenblicke später öffnete ein Mädchen, nur ein wenig jünger als ich, die schwere Holztür und lächelte.

Ich lächelte ebenfalls und war nicht wirklich verblüfft, als sie meinte „Du musst Bobbie sein, Marcus hat dich geschickt, nicht wahr?“ Langsam fing ich an, mich daran zu gewöhnen, dass Tarcania sehr speziell war.

Sie trat zur Seite und bat mich hinein. „Ich bin Sereina, “ stellte sie sich vor und drehte sich um. Ich folgte ihr eine geschwungene Treppe hinauf bis vor eine schlichte Holztür. „Leonora, die Gilde-Meisterin, erwartet dich bereits“, flüsterte Sereina und öffnete die Tür.

Ich trat ein und mein Blick fiel auf eine wunderschöne Frau. Die Gilde-Meisterin hatte ich mir deutlich älter vorgestellt und ich musste innerlich grinsen. Ja, auch ich bin manchmal voller Vorurteile und das, obwohl ich schon so viel gesehen und erlebt habe.

Leonora saß an einem Tisch, vor ihr etliche Tarot-Karten, und sie betrachtete versunken eine der Karten.

Ich blieb stehen und wartete ab, was passieren würde. Sie war immerhin die Gilde-Meisterin und da erschien es mir angemessen, zu schweigen, bis sie das Wort an mich richtete.

Gilde-Meisterin Leonora

Nach wenigen Atemzügen blickte sie auf und sah mir mit ihren violetten Augen direkt in die Seele. Ich spürte ihre Weisheit, ihre Stärke, ihre Willenskraft, aber auch ihre Hingabe für ihre Aufgabe, Mitgefühl und Liebe.

„Wir haben schon lange auf dich gewartet, Roberta, und nun ist endlich die Zeit gekommen“, sprach sie mit einer warmen, dunklen Stimme. „Ich bin Leonora, die Gilde-Meisterin, aber das weißt du ja bereits. Meine Aufgabe ist es, dich die Grundlagen des Tarot zu lehren und dich auf deine Reise durch Tarcania vorzubereiten.“

Reise? Jetzt wurde ich hellhörig! Ich wollte doch eigentlich nur ein paar Tage hier verbringen, meine Libelle reparieren und wieder nach Hause fliegen. Und jetzt sollte ich durch Tarcania reisen? Nicht, dass es mich nicht gereizt hätte, denn ich liebe es, neue, fremde, exotische Länder zu entdecken, aber ich war hin und her gerissen.

Ich war gefangen in einem Land zwischen den Dimensionen und war auf die Hilfe der Tarcanier angewiesen. Leonora war zweifellos eine einflussreiche Frau und sie konnte mir bestimmt helfen. Aber jetzt sprach sie davon, dass ich durch Tarcania reisen sollte.

Ich holte tief Luft, doch bevor ich etwas sagen konnte, unterbrach sie mich. „Ich weiß, was du sagen willst, aber sei unbesorgt. Hier in Tarcania vergeht die Zeit anders als in deiner Welt. Du hast hier eine Aufgabe und wenn du sie erfüllt hast, dann wirst du zurückkehren und es wird so sein, als ob du direkt nach deinem Start von Damaskus nach Hause geflogen wärst. Doch du wirst eine andere sein, wenn du Tarcania erfahren hast.“

Aha. Ich schien also keine Wahl zu haben, doch ich wollte noch etwas sagen, aber auch hier unterbrach mich Leonora mit ihrem Blick. Ich schloss meinen Mund und hörte einfach weiter zu.

„Du wirst hier ein Zimmer in der Gilde beziehen. Ich lasse deine wenigen Sachen aus dem Goldenen Krug herbringen. Sereina wird dir dein Zimmer zeigen. Heute kannst du dich noch in der Stadt umschauen, aber morgen kommst du wieder zu mir, wenn die Glocken neun Mal läuten. Dann werde ich dir deine erste Aufgabe stellen und dein Unterricht wird beginnen.“

Mit diesen Worten wandte sie sich ab und vertiefte sich wieder in die Karten.

Ich war entlassen und verliess den Raum mit einem Gefühl, das zwischen Vorfreude auf die kommenden Abenteuer und einem flauen Gefühl schwankte.

Roberta. So nannte mich nur meine Mutter, wenn ich etwas angestellt hatte oder sie aus irgendeinem Grund auf mich wütend war. Das würde sicher interessant werden…

Ich stand vor Leonoras Raum und Sereina tauchte wieder auf. Sie grinste und meinte „Leonora ist etwas Besonderes und wenn du sie das erste Mal siehst, dann kann sie ganz schön einschüchtern, nicht war? Aber mach dir nichts daraus, das ging uns allen so. Hier in der Gilde wird es dir gefallen. Du kannst dich im ganzen Haus frei bewegen, also fühle dich wie Zuhause.

Morgen wird dein Unterricht beginnen und sei pünktlich. Leonora verzeiht keine mangelnde Disziplin. Man könnte meinen, sie wäre eine Schwester der Hohepriesterin. Du musst dir ihr Vertrauen und ihren Respekt verdienen, dann wirst du viel von ihr lernen können und vielleicht lässt sie dich hinter den Schleier blicken.

Nutze heute noch den Tag, um dich in Tarcania umzuschauen, denn ab Morgen wirst du nicht viel Zeit haben, bis du zu deiner Reise aufbrichst.“

Schwester der Hohepriesterin? Ja, da war durchaus eine gewisse Ähnlichkeit vorhanden. Ich war auf jeden Fall auf meinen zweiten Besuch bei ihr gespannt.

Hohepriesterin

Ich folgte Sereina durch die Flure der Gilde, einige Treppen hinauf und hinunter, durch kleine Innenhöfe und frage mich, wie in aller Welt ich mich hier je zurecht finden und vor allem, wie ich wieder Leonoras Zimmer wiederfinden sollte.

Aber ich bin weder im Gewirr des Khan El-Khalili noch im Suq von Damaskus verloren gegangen, also würde ich auch morgen pünktlich sein, beruhigte ich mich.

Endlich blieb Sereina vor einer Holztür stehen und lächelte. „Das ist jetzt dein Zuhause, solange du in Tarcania bist. Bei Sonnenuntergang treffen wir uns im Speisesaal und bis dahin wünsche ich dir eine gute Zeit.“ Mit diesen Worten verschwand sie.

Ich öffnete die schwere Holztüre und trat in mein Zimmer ein.

Gildezimmer

Der Raum wurde von einem riesigen Spiegel beherrscht und ich kam mir ein wenig beobachtet vor. Aber ich würde mich schon daran gewöhnen.

Das Zimmer machte mit einer gemütlichen Ecke am Fenster, einem grossen Bett mit vielen Kissen und Decken, einem Tisch mit Obst und einer Wasserkaraffe sowie einem bequemen Sessel einen einladenden Eindruck. Ich hätte es wahrlich schlimmer treffen können!

Auf dem Bett lag saubere Kleidung und so zog ich mich um, froh, mich endlich aus meinen verschwitzten und schmutzigen Sachen zu schälen, denn nach meinem Absturz hatte ich keine Gelegenheit gehabt, mir etwas Frisches anzuziehen.

Und nun wollte ich endlich die Stadt in Ruhe erkunden.

Anmerkung von Ivana:

Bobbies Tage in der Gilde waren für mich Inspiration, im Oktober 2023 meine eigene Tarot-Gilde zu gründen. Ein wenig fühle ich mich hier Leonora verbunden, auch wenn wir in der Gilde auf Augenhöhe sind, aber ich geniesse die Gilde-Abende, wenn wir in die Karten eintauchen. Wenn du willst, kannst du gern in die Gilde kommen und ein wenig in Tarcania und die Magie der Karten eintauchen.

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03: Ein denkwürdiger Morgen

Ich schlief lange und traumlos, ich war einfach zu erschöpft von dem Sturm, meiner Bruchlandung, meinem Marsch und dann kam noch dazu, dass ich angeblich zwischen den Dimensionen gestrandet wäre. Das war definitiv etwas, über das ich noch mit Marcus sprechen müsste.

Das Bett war hart, aber ich hatte schon an unbequemeren Stellen geschlafen. Ich erinnere mich da an einen Tempel in Nepal, als ich auf dem Boden mit unzähligen Pilgern schlief, nur um bei Sonnenaufgang an einem heiligen Ritual teilnehmen zu dürfen. Das hatte mich schon immer an Indien und Nepal fasziniert – dass auch Andersgläubige bei ihren heiligen Zeremonien dabei sein dürfen, wenn sie sich angemessen verhalten. Ich möchte ja nicht wissen, was sich meine lieben Falkensteiner denken würden, wenn ein Nepali oder Inder beim Gottesdienst auftauchen würde… Aber ich schweife ab…

Auch wenn mein Lager hart war und ich meine Knochen spürte, ich war einigermassen erfrischt. Dennoch dauerte es ein paar Momente, bis ich mir bewusst wurde, wo ich überhaupt war. Tarcania, gefangen zwischen den Dimensionen. Puh, das war immer noch schwer zu glauben.

Ich steckte mich und wusch mich mit dem kalten Wasser, das in der Schüssel auf der Kommode stand. Weder Indien noch Nepal haben mich umgebracht, da würde ich auch Tarcania überstehen. Und ja, das kalte Wasser half dabei, wirklich wach zu werden.

Ich verliess meine Kammer und ging die Treppe hinunter. Marcus war schon auf den Beinen und lächelte mir freundlich zu. Es waren erst wenige Menschen im „Goldenen Krug“ und alle betrachteten mich ziemlich interessiert.

Gut, wenn das stimmen sollte, was Marcus mit gestern Abend gesagt hatte, dann war ich tatsächlich etwas Ungewöhnliches, aber konnte das wirklich sein?

Ich setzte mich an meinen Tisch und Marcus kam mit etwas Brot, Käse und verdünntem Wein. Ich erinnerte mich… verdünnter Wein und verdünntes Bier waren früher völlig normal. Tee oder Kaffee schienen die Tarcanier nicht zu kennen oder es war, wie früher in Europa, ein absoluter Luxusartikel.

Na gut, verdünnter Rotwein zum Käse, das passte immerhin, und ich griff zu, denn ich wusste nicht, was mich noch an diesem Tag erwartete.

Frühstück im Goldenen Krug

Nachdem ich mich gestärkt hatte, griff ich in meine Tasche und zog meine geliebten Tarot-Karten heraus. Ich hatte sie erst vor wenigen Monaten in Kairo nach einer langen Verhandlung mit viel starkem und süssen Pfefferminz-Tee und noch mehr Gejammer seitens des Händlers erstanden. Am Ende sind wir als Freunde – soweit man das mit einem ägyptischen Händler sein kann – auseinander gegangen. Ich kannte seine ganze Lebensgeschichte, die Eifersuchtsdramen seiner 3 Ehefrauen und das Gezänk seiner 11 Kinder, aber wir hatten Spaß am Feilschen gehabt. Und wenn nur die Hälfte davon stimmen sollte oder ein Drittel, der arme Kerl war zu Bedauern.

Seit diesem Tag habe ich jeden Tag die Karten gelegt. Naja, ich weiß nicht, ob man das wirklich Karten legen nennen kann. Ich habe sie gemischt, mal eine, mal drei gezogen und sie angeschaut. Um ehrlich zu sein, ich wusste nicht wirklich etwas damit anzufangen, aber die Bilder zogen mich in ihren Bann. So unterschiedliche Figuren wie der Narr, der Magier oder die Mässigkeit oder diese Szenen, in denen zum Beispiel eine gefesselte Frau mit einer Augenbinde zwischen Schwertern stand.

Die Karten brachten irgendetwas in mir zum Klingen, auch wenn ich noch nicht sagen konnte, was.

Ich mischte die Karten, fächerte sie vor mir aus und zog eine. Es war der Narr, meine Lieblingskarte. Ich fühlte mich ihm schon immer verbunden und ganz besonders heute. Er zog hinaus in die Welt, ohne Plan, offen, bereit, sich auf das Abenteuer einzulassen, das ihn erwarten sollte. Er hatte nur ein kleines Bündel dabei, genau wie ich. Doch er hatte mit dem kleinen weissen Hund einen treuen Begleiter. Ich dagegen war allein.

Narr im Tarot

Ich beschloss, mir den Narren als Vorbild zu nehmen und mich auf Tarcania einzulassen, ganz ohne Vorurteile, offen, neugierig. Das war ja auch tatsächlich ich, wenn ich unterwegs war, sei es im Orient oder in Indochina. Auf meinen Reisen war ich immer der Narr, naiv, aufgeschlossen, mir nicht wirklich aller Gefahren bewusst, ein wenig blauäugig, aber wild entschlossen, alles in mich aufzunehmen und jeden Tag zu geniessen, neue Erfahrungen zu machen und zu lernen.

Ich blickte immer noch versunken auf den Narren, als sich Marcus zu mir setzte.

Er saß schweigend da, bis ich ihn bemerkte und ihn fragte, was denn los sei. Er schaute mir tief in die Augen und sagte „Bobbie, du bist eine Auserwählte. Deine Seele war schon vor dir in Tarcania, dein Körper ist ihr nur gefolgt.“

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Ich war ehrlich gesagt etwas überrascht. Was sollte das? Was wollte Marcus mir damit sagen?

Er deutete auf die Karten und sah mich an. „Hier gibt es eine Gilde, eine Tarot-Gilde, und du solltest mit ihrer Meisterin sprechen. Dann wird dir vieles klar werden. Für uns in Tarcania gehören diese Karten zum Leben dazu, auf eine ganz besondere Weise. Tarot ist hier lebendig. In deiner Welt werden sie noch nicht ernst genommen, noch nicht als das gesehen, was sie wirklich sind – ein Tor, eine Brücke zur Seele. Es ist tatsächlich etwas Besonderes, dass gerade du nach Tarcania gekommen bist, mit deinen Karten. Du wirst die Vermittlerin sein und die Weisheit der Karten in deine Welt tragen.
Es gibt eine Geschichte, du magst es eine Prophezeiung nennen, dass eines Tages eine Fremde nach Tarcania kommen wird und lernt, die Karten mit dem Herzen und der Seele zu lesen. Doch sie wird nicht bleiben, sondern zu gegebener Zeit wieder in ihre Heimat zurückkehren. Bobbie, ich bin sicher, du bist diese Fremde.“

Ehrlich gesagt, ich war nach diesen Worten ziemlich sprachlos und starrte Marcus nur an. Ich – eine Auserwählte, ein Teil einer Prophezeiung? Ehrlich nicht… ich lachte laut auf und da mag auch der verdünnte Wein, den ich erst einmal auf nüchternen Magen getrunken hatte, seinen Anteil dazu beigetragen haben.

Doch Marcus blieb ernst. „Gehe zur Gilde und spreche mit der Meisterin.“

Ich mochte Marcus und er hatte es nicht verdient, von mir ausgelacht zu werden. Ich schluckte meine spöttische Bemerkung, die mir gerade auf der Zunge lag, herunter. „Gut, Marcus, du warst so unglaublich freundlich und hilfsbereit zu mir. Ich werde zur Gilden-Meisterin gehen und mit ihr sprechen. Doch wie kann ich dir für das Essen und das Nachtlager danken, mich erkenntlich zeigen?“

Marcus winkte ab „Wenn die Gilde-Meisterin in dir die Auserwählte erkennt, dann bin ich glücklich, dass ich dich unterstützen durfte. Das ist Lohn genug für mich. Doch wenn es dir ein Bedürfnis ist, dann lege mir die Karten, bevor du wieder in deine Heimat aufbrichst.“

Marcus beschrieb mir den Weg zur Gilde und ich schnappte mir meine Tasche und meine Karten. Wir umarmten uns wie alte Freunde und ich machte mich auf den Weg zur Tarot-Gilde.

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02: Der Goldene Krug

Über eine Brücke kam ich in die Stadt und lief den Hügel hinauf. Irgendwie kam mir vieles auf eine seltsame Weise vertraut vor, aber ich konnte das nicht für mich einsortieren. Ich schob meine Gedanken beiseite, denn ich war auf einem kleinen Platz angekommen.

Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt. Überall leuchteten Laternen und verströmten ihr warmes, freundliches Licht. Die Wolken fingen an, aufzureissen und zwischen den Wolkenfetzen blitzte ab und zu eine schmale Mondsichel durch.

Ich fühlte mich trotz meines Absturzes zuversichtlich und steuerte auf das grösste Haus auf dem Platz zu. Ich hörte Musik und Lachen und wo, wenn nicht dort, würde ich etwas zu Essen und hoffentlich auch einen Schlafplatz finden.

Marktplatz

Ich öffnete die schwere Holztüre und trat in die Gaststube ein. Die Köpfe der Gäste drehten sich nach mir um und ich sah Erstaunen in ihren Gesichtern. Damals wusste ich noch nicht, dass kaum ein Mensch nach Tarcania gelangt und war daher ein wenig überrascht.

Das Erstaunen wich freundlichem Lächeln und ein gemütlich aussehender Mann mittleren Alters mit roten Wangen und einer Lederschürze kam auf mich zu und führte mich zu einem Tisch.

„Ich bin Marcus und der Wirt des Goldenen Kruges“ stellte er sich mir vor. „Du bist sicher hungrig nach deiner Reise, stimmt´s?“ lächelte er. Woher wusste er, dass ich einen langen Marsch hinter mir hatte?

„Ich bringe dir etwas zu essen und zu trinken.“ Marcus verschwand hinter einer Tür und kam wieder mit einem Krug und einem Holzbrett mit Brot, Käse, Weintrauben und Schinken.

„Ich bin Bobbie und ich weiß nicht, ob ich dich bezahlen kann, denn ich habe nur syrische Piaster und Reichsmark.“ Marcus grinste nur und meinte „Kein Problem, heute bist du mein Gast und wir finden schon eine Lösung.“

Erst jetzt merkte ich, wie hungrig ich war und war dankbar für dieses Geschenk.

Als ich satt war, kam Marcus mit zwei Krügen, setzte sich zu mir und fragte mich, woher ich kommen würde. Ich erzählte ihm die Geschichte von meinem Absturz und war natürlich selbst neugierig, wo ich denn nun sei.

„Tarcania? Das sagt mir nichts und ich kenne meine Karten und Europa. Wo liegt dieses Land?“

Marcus lehnte sich amüsiert zurück und erklärte mir, dass es ein Land zwischen den Welten wäre und daher auf keiner mir bekannten Karte verzeichnet.

Ich hatte bisher solche Geschichten als Phantasien und Märchen abgetan und nun steckte ich mittendrin. Das musste ich erst einmal verdauen.

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Der Sturm hatte mich in eine andere Dimension getragen und hier war ich nun, gestrandet und ohne eine Ahnung, ob oder wie ich jemals zurückkommen würde.

Aber die Menschen schienen freundlich zu sein und so schien es, dass ich Glück im Unglück hatte.

„Wenn du willst, dann kannst du in einer meiner Gasträume schlafen und morgen überlegen wir gemeinsam, wie es für dich hier weitergehen kann und wie du wieder in deine Heimat kommst“ bot mir Marcus an.

Ich war erleichtert und nahm das Angebot gerne an, denn bleierne Müdigkeit breitete sich nach diesem langen Tag in mir aus.

Ich folgte Marcus die knarzende Holztreppe in den ersten Stock. Am Ende eines schmalen Ganges schloss er eine Tür auf, drückte mir eine Laterne und den Schlüssel in die Hand und verschwand.

Das Zimmer war einfach, nur ein Bett, ein Holztisch mit einem Hocker, eine Kommode und eine Schüssel mit Wasser, daneben hing ein Handtuch aus dünnem Stoff.

Zimmer im Goldenen Krug

Ich war zu müde, um noch einen klaren Gedanken zu fassen. So sank ich auf das recht harte Bett, drückte das Kopfkissen zusammen und zog die Decke über mich.

Morgen würde ich mehr erfahren, über Tarcania und wie ich wieder nach Hause kommen würde…

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01: Meine Ankunft in Tarcania

Als ich auf dem Weg von Damaskus über Istanbul nach Hause, nach Falkenstein, fliegen wollte, geriet ich in ein schweres Unwetter. So etwas hatte ich noch nie erlebt! Der Wind schleuderte meine Libelle – so hatte ich mein Flugzeug getauft – wie ein Blatt herum, Regen prasselte auf mich und ich konnte kaum meine Instrumente erkennen. Sämtliche Naturgewalten schienen entfesselt zu sein. Donner krachte, als ob Riesen sich einen Faustkampf liefern würden und Blitze liessen mich Berge und die Dämonen der Unterwelt sehen.
Mit aller Kraft hielt ich irgendwie mein Steuer und die Libelle in der Luft. Ich betete zu allen Göttern, die ich kannte, und als ich die Berge auf mich zuschiessen sah, schloss ich mit meinem Leben ab. Ich war davon überzeugt, dass ich die nächsten Minuten nicht überleben würden.

Als ein weiterer Blitz die Landschaft erhellte, sah ich unter mir ein freies Feld. Vielleicht hatte ich doch eine Chance… Ich drückte das Steuer mit aller mir noch verbliebenen Kraft nach unten und hoffte, dass ich mich nicht getäuscht hatte.

Ich weiss nicht, wer seine schützende Hand über mich gehalten hat, aber entgegen aller Wahrscheinlichkeit schaffte ich es, meine geliebte Libelle auf den Boden zu bringen. Es holperte und rumpelte und ich spürte, wie die Naturgewalt an den Schrauben, an den Trägern, an der Libelle, zerrten.  Aber irgendwie schaffte ich es. Die Libelle knarzte noch einmal kurz und dann ging der Motor aus. Ich war gelandet, aber ich hatte keine Ahnung, wo.

Irgendwann liess der Sturm nach und ich konnte die Libelle verlassen. Sie hatte einiges abbekommen, aber ich hatte mit Schlimmeren gerechnet. Ich hatte keinen Sprit mehr und einige Verstrebungen waren beschädigt. Doch es war möglich, die Libelle wieder in die Luft zu bekommen. Ich bräuchte nur einen Mechaniker, einiges an Material und Sprit, dann könnte ich weiter nach Hause fliegen.

Doch dazu müsste ich erst wissen, wo ich überhaupt gelandet war. Mein Kompass spielte verrückt und meine Karten waren im Sturm verloren gegangen. 

Ich nahm meine alte Ledertasche mit meinen Tagebüchern und meinen geliebten Tarot-Karten, die ich vor einiger Zeit in Kairo nach vielen Tassen Tee gekauft habe, und machte mich auf den Weg. Ich fand einen kleinen Fluss und folgte ihm, denn Menschen siedeln immer in der Nähe von Wasser.

Nach einem langen Marsch kam ich in ein Tal, das von zerklüfteten Bergen umrahmt war. Im Herzen dieses Tals thronte eine Stadt, malerisch an einem See gelegen, der von Wasserfällen gespeist wurde.

Ich war verzaubert, denn dieser Ort strahlte etwas verwunschenes, magisches aus. Ich ahnte nicht, wie richtig ich lag.

Ich folgte dem Weg hinab in die Stadt, hungrig, müde, aber froh, bald endlich an einem Ort anzukommen, an dem ich Hilfe für mich und meine Libelle finden konnte.

Damals wusste ich noch nicht, wo ich war. Die Hauptstadt hiess genauso wie das Land, Tarcania.

Ursprünglich dachte ich, dass ich irgendwo im wilden Osten Europas gestrandet wäre. Doch ich lag ziemlich daneben. Dieses Geheimnis sollte bald gelüftet werden.

Auf meinem Weg traf ich Menschen, die meine Sprache nicht nur verstanden, sondern sie auch sprachen, was mich sehr verblüffte.

Woran das lag, weiss ich bis heute nicht, aber es hat wohl etwas mit der Magie von Tarcania und dem kollektiven Unterbewusstsein zu tun. Ich hatte ein wenig die Schriften von Carl Gustav Jung gelesen, die erst vor kurzem veröffentlicht wurden, und erinnerte mich daran.
Vielleicht gab es ja auch so etwas wie eine universelle Grundsprache und die Symbole wie der Kreis, das Unendlichkeitszeichen oder das Kreuz, die ich schon in so vielen Ländern gesehen habe, sind ein Teil davon.

Ich war nun in Tarcania und es sollte die merk-würdigste, spannendste und aufschlussreichste Zeit meines Lebens werden – eine Reise nicht nur durch Tarcania, sondern vor allem zu mir selbst.

Tarcania

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